Analyse | Sozialökologischer Umbau - COP27 Keine Romanzen ohne Klimafinanzen

Hauptverursacher der Klimakrise zahlen nicht genug für Kompensation von Schäden und Verlusten

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Interaktive Karte: Eine kurze Geschichte der globalen Emissionen aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe (1750-2010)
Eine kurze Geschichte der globalen Emissionen aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe (1750-2010) Interaktive Karte, Karte: Aurélien Saussay

Bei der Forderung nach mehr internationaler Klimafinanzierung geht es darum, dass industrialisierte Länder finanzielle Verantwortung für ihren unverhältnismäßigen Beitrag zur Klimakrise übernehmen. Schon auf der Klimakonferenz in Glasgow im November 2021 war dies ein Knackpunkt, bei dem sich tiefe Gräben zwischen Industrieländern und ärmeren Ländern auftaten. Bei den bevorstehenden Klimaverhandlungen in Sharm el-Sheikh wird die internationale Klimafinanzierung eine zentrale Rolle spielen. Der Zeitpunkt bietet sich also an, um das Thema internationale Klimafinanzierung unter die Lupe zu nehmen. Die vorliegende Studie beleuchtet die Ursprünge und den institutionellen Kontext von Finanzinstrumenten im Rahmen der internationalen Klimaverhandlungen – und sie zeigt, in welche Richtung diese in Zukunft weiterentwickelt werden könnte. Denn eins ist sicher: Die immer dramatischer werdenden Auswirkungen der Klimakrise werden die Forderungen nach angemessener finanzieller Unterstützung auf internationaler Ebene weiter verstärken.

Der Erfolg bei der Bewältigung der Klimakrise hängt davon ab, wie gut Industrie- und Entwicklungsländer einander verstehen und wie eng sie zusammenarbeiten. Zugegeben, diese Beziehung war noch nie harmonisch. Aber die Kluft zwischen den beiden Gruppen von Ländern wird im Rahmen der UN-Klimaverhandlungen besonders deutlich. Für den oder die unvoreingenommene*n Beobachter*in kann es aussehen, als hätten die Industrie- und Entwicklungsländer nichts füreinander übrig.

Dies zeigte sich gerade auch während der jüngsten UN-Klimaverhandlungen in Glasgow und Bonn. Die Verhandlungsführer*innen der Industriestaaten verfolgten dort eine Taktik der Verzögerung und des Aufschubs konkreter Maßnahmen. Hinzu kamen Forderungen aus den Industrieländern, die Rolle der Klimawissenschaft bei den Verhandlungen abzuwerten, da ein ernsthaftes Handeln entsprechend der jüngsten wissenschaftlichen Ergebnisse grundlegendere und konkretere Klimaschutzmaßnahmen erfordern würde.

Als einziger legitimierter multilateraler Raum, in dem Verhandlungsführer*innen verbindliche Entscheidungen treffen können, sind die UN-Klimaverhandlungen von zentraler Bedeutung, um die dringend benötigten Fortschritte bei der Eindämmung der Klimakrise zu ermöglichen und diejenigen zu unterstützen, die unverhältnismäßig stark von ihren Folgen betroffen sind. Allerdings sind die tatsächlichen Fortschritte im Hinblick auf sinnvolle Bemühungen zur Eindämmung der Erwärmung auf unter 1,5°C begrenzt – die derzeitigen Klimaschutzzusagen dürften bis zum Ende des Jahrhunderts zu einem Temperaturanstieg von mindestens 2,7°C führen. Darüber hinaus gibt es kaum Fortschritte bei der Unterstützung von Anpassungsmaßnahmen oder bei der Kompensation von Schäden und Verluste, einem Begriff, der die wirtschaftlichen und nichtwirtschaftlichen Zerstörungen beschreibt, die durch klimawandelbedingte Extremereignisse wie Stürme, Überschwemmungen, Dürren oder Hitzewellen verursacht werden. Von der Stadt der Liebe – gemeint ist das Pariser Abkommen von 2015, das allerdings auch mit Mängeln behaftet ist – sind wir weit entfernt, wie manche Beobachter*innen sagen würden.

Als einen Hauptgrund für die mangelnden Fortschritte in den Bereichen Eindämmung, Anpassung sowie Schäden und Verluste nennen Expert*innen die erheblichen Defizite bei der internationalen Klimafinanzierung. Die Industrieländer erfüllen ihre Verpflichtungen in Bezug auf ausreichende  Klimafinanzierung für Entwicklungsländer nicht. Dieses Thema ist inzwischen so konfliktbehaftet, dass Oxfam in einem kürzlich erschienenen Bericht schreibt: «Der übermäßige Einsatz von Krediten und die Bereitstellung von Finanzmitteln zu nichtkonzessionären Bedingungen im Namen der Klimahilfe ist ein übersehener Skandal».

Vollständige Studie auf Englisch

Autor*innen

Tetet Lauron lebt auf den Philippinen und arbeitet als Beraterin für das Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung in New York.

David Williams ist der Direktor des Internationalen Programms für Klimagerechtigkeit der Rosa-Luxemburg-Stiftung.