Publikation Erinnerungspolitik / Antifaschismus Tag der Erinnerung, Mahnung und Begegnung für die Opfer des Nationalsozialismus

auf dem Westfriedhof, Große Diesdorfer Straße 160, 39110 Magdeburg in Kooperation mit der Basisgruppe Magdeburg des VVN-BdA Sachsen-Anhalt

Information

Erschienen

September 2014

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im 75. Jahr des Beginns des 2. Weltkrieges
mit David 
Begrich,  Politologe und Theologe, miteinander e.V.

auf dem Westfriedhof, Große Diesdorfer Straße 160, 39110 Magdeburg
in Kooperation mit der Basisgruppe Magdeburg des VVN-BdA Sachsen-Anhalt


Ablauf:
-    gemeinsamer Gang zum Ehrenmal
-    Kranzniederlegung
-    Frauke Sonnenburg  - instrumental (1)
-    Rezitation Annett Rumpf
-    Begrüßung Dirk Rumpf
-    Frauke Sonnenburg Gesang nebst Gitarrenbegleitung (2)
-    Rezitation Annett Rumpf
-    Frauke Sonnenburg Gesang nebst Gitarrenbegleitung (3)
-    Gedenkansprache David Begrich
"Sehr geehrte Damen und Herren,von den Toten sagt der Dichter Heiner Müller: „Sie sind nicht tot. Sie gehen durch unsere Straßen, besuchen unsere Häuser, sitzen an unseren Tischen. Sie fragen uns.“ Man muss also nicht Friedhöfe aufsuchen, um ihnen zu begegnen. Man muss das Leben aufsuchen. Das Leben aufsuchen. Das klingt im Angesicht der Toten wie ein Hohn. Und doch ist es die
einzige Möglichkeit dem Schweigen, dem Tod nicht das letzte Wort zu lassen. Erinnerung kann nur gelingen, wo wir das Gespräch mit den Toten suchen, uns von ihnen einführen lassen in ihr Leben. Suchen wir also die Spuren des Lebens. Die Opfer der Nazizeit sind so verschieden wie das Leben. Sie lassen sich auf keinen Nenner bringen, auch auf keinen antifaschistischen. Aus ihrem Leben wurden sie herausgeschleudert als die Nazis die Macht übernahmen...."
Zur PDF
-    Frauke Sonnenburg, Gesang
-    Gebet des Rabbiners der Synagogengemeinde
-    Abschluss


Ankündigung: Im 75. Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Völker Europas werden mit dem Verweis auf die aktuellen Konflikte in und um die Ukraine wieder vielfach alte Feindbilder gen Osten bemüht, von russischen Bedrohungen ist die Rede. In Berlin gipfelte dies aktuell in einer von BILD und B.Z. gestarteten Kampagne zum teilweisen Abbau nicht zeitgemäßer Erinnerungskulturrelikte am russischen Ehrenmal im Tiergarten nahe des symbolträchtigen Brandenburger Tores. Selbst ein Justizsenator lässt sich zur Unterstützung dieser Stimmungsmache hinreißen. Dies ist gefährlich, öffnet es doch für neue und antirussische Geschichtsinterpretationen Raum.

Soll nun mit der Polarisierung der deutschen Öffentlichkeit gegenüber dem aktuellen russischen Verhalten das Andenken an die Opfer der Roten Armee, die Opfer der Völker der Sowjetunion und im Gefolge auch gleich das Andenken an die deutschen Hitlergegner auch die Ehrung aller Opfer des nationalsozialistischen Regimes mit entsorgt werden?

Im Erinnerungsjahr an die Weltkriege dominieren häufig gefühls- und schicksalsbeladene Interpretationen des Krieges als „Urkatastrophe“, die die Interessen der Kriegsparteien verschleiern oder unberücksichtigt lassen. Wem nützt das?

Mag sein, dass dieses gefährliche Spiel mit dem Ansehen und dem Gefühl noch lebender Opfer des NS-Regimes in den Reihen der CDU möglich ist und von BILD und B.Z. billigend medial unterstützt wird, so ist es jedoch zugleich der Versuch, die Einmaligkeit, die Singularität der Verbrechen des zweiten Weltkrieges und des damit verursachten millionenfachen Leides bis hin zum Mord durch deutsche und nationalsozialistische Schuld  zu relativieren… Wollen wir das hinnehmen?

Darf, wie schon in Zeiten der Block- und Systemkonfrontation duldend hingenommen, Öffentlichkeit und öffentliche Meinung auf dem rechten Auge blind sein? Wozu das führt, ist ja an den scheinbar unerklärlichen Pannen bei der Aufdeckung bzw. der vereitelten Verhinderung weiterer fremdenfeindlicher Mordtaten des NSU durch staatliche Institutionen ablesbar. 

Eine neue Qualität gewinnt die Sache auch vor dem Hintergrund der Etablierung einer neurechten Querfront, leider wird sie auch in Magdeburg versucht…Was ist zu tun?!

Es ist also zu erneuern, was an der Umfriedungsmauer des Ehrenhains auf dem Magdeburger Westfriedhof steht: „Halt wach Dein Gedächtnis!“