2. Hochwasserkonferenz | 21.11.2014

2. Hochwasserkonferenz - Dokumentation

Einleitung

Juni 2013: Hochwasserwarnungen an der Elbe. Alle Elbanrainer können sich noch sehr gut an das Jahr 2002 erinnern, das schon ein Jahrhunderthochwasser brachte. Nun steigt wieder die Elbe bedrohlich an. Keiner kann genau sagen, was uns erwartet. Anwohner beginnen, ihre Habseligkeiten zu schützen, unterstützt von vielen professionellen Hilfskräften und Freiwilligen. Sie arbeiten unermüdlich zusammen an allen gefährdeten Deichen und Flussufern.

Doch die Elbe sucht sich ihren Raum. Sie tritt über die Ufer, Deiche brechen. Schon wieder, nach 11 Jahren ein neues Jahrhunderthochwasser, das vielen ihr Hab und Gut nimmt, Häuser, Straßen und Umwelt zerstört.

Spätestens jetzt wird klar: Das nächste Hochwasser lässt keine 100 Jahre auf sich warten. Vorsorgender Hochwasserschutz muss mehr in den Fokus rücken und dieser muss länderübergreifend koordiniert werden.
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Grußwort Wulf Gallert

Zwischen Dürre und Flut? Die Klimaänderung und der Wasserhaushalt

Dr. Andreas Marx, Leiter des  Mitteldeutschen Klimabüros am UFZ , Leipzig

Der Klimawandel wirkt sich regional sehr unterschiedlich aus. Vor allem Extremereignisse sind in den letzten Jahren in den Fokus der Öffentlichkeit gelangt. Für Mitteldeutschland werden die Folgen vor allem für den Wasserhaushalt gezeigt. Werden Hochwasser in Flüssen häufiger? Wie entwickeln sich Gewitter und Hagel? Müssen wir vermehrt mit Dürreereignissen rechnen? Diese Fragen werden genauso diskutiert wie mögliche gesellschaftliche Reaktionen, die sogenannten Anpassungsmaßnahmen.

Dr Andreas Marx: Zwischen Dürre und Flut

Biber und Hochwasserschutz - Erfahrungen aus Sachsen-Anhalt

Annett Schumacher, Referenzstelle Biberschutz, Biosphärenreservat Mittelelbe, Dessau-Roßlau

Der Biber ist eine Charakterart der Flussauen. Zu den prägenden Ereignissen in seinem Lebensraum gehören Hochwasser, an das die Tiere gut angepasst sind. Dennoch stellen Extremhochwasser­situationen auch für Biber kritische Zeiten dar, in denen sie in unserer heutigen Kulturlandschaft teilweise auf Hochwasserschutzdeichen oder an Verkehrstrassen Zuflucht suchen müssen. Welche Gefahr geht dann von den Tieren für die Deichsicherheit aus? Basierend auf den Erfahrungen während der Sommer­hoch­wasser 2002 und 2013 wird dargestellt, wie sich Biber während des Hochwassers auf Deichen verhalten. Empfehlungen für den Umgang mit der Art werden abgeleitet. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Anlage von Wildrettungshügeln, die im Bereich der Mittelelbe bereits eine lange Tradition besitzt. Zudem wird dargelegt, unter welchen Bedingungen Biber Röhren und Baue in Deichen graben und wie die Hochwasser­schutzanlagen davor geschützt werden können. 

Annett Schumacher: Biber und Hochwasserschutz

Hochwasserschutz in urbanen Siedlungsräumen

Frank Friedrich, Sachbereichsleiter Grundlagen, Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt(LHW), Halle

Die Vorbereitung und Umsetzung von Hochwasserschutzmaßnahmen in urbanen (städtischen) Siedlungsräumen ist immer häufiger eine besondere Herausforderung für Planer und Maßnahmeträger. Die Konzentration von Schadenspotenzialen auf engstem Raum, die im Vergleich zu ländlich geprägten Siedlungsräumen wesentlich größere Bevölkerungsdichte und auch die wesentlich empfindlichere Infrastruktur erfordern zwangsläufig einen prioritären Hochwasserschutz. Diesem Ansatz folgt auch die DIN 19712  „ Hochwasserschutzanlagen an Fließgewässern“. Die DIN verfolgt das Ziel der Schaffung einheitlicher Grundlagen und Prinzipien für Neubau, Sanierung, Unterhaltung, Überwachung und Verteidigung von Hochwasserschutzanlagen an Fließgewässern. Die Norm legt unter Berücksichtigung neuer Erkenntnisse und praktischer Erfahrungen allgemeine Anforderungen fest, die Aspekte der Landschaftspflege und der Ökologie einbeziehen und empfiehlt auch Anhaltswerte für den jeweiligen Schutzgrad in Abhängigkeit von Objektkatagorien und vorhandenem Schadenspotenzial.

Dem Empfehlungen der Norm folgend bedingt zwangsläufig der Ansatz eines hundertjährlichen Wiederkehrintervalles (HQ100) für den Abfluss zuzüglich des erforderlichen Freibordes, teils erhebliche Bauwerkshöhen und Aufstandsbreiten. Dies hat direkte Auswirkungen auf den Flächenverbrauch und verändert maßgebend die ehemals vorhandenen Sichtbeziehungen. Es ist in der täglichen Praxis festzustellen dass mit immer größerem Abstand zu einem tatsächlich abgelaufenen Hochwasser der Aspekt der veränderten Sichtbeziehungen im Vordergrund steht und der Hochwasserschutz immer nachrangiger wird. Daraus resultiert unter anderem die immer wiederkehrende Forderung nach mobilen Schutzelementen. Dabei wird meist negiert das die Beschaffung, die Lagerung der Auf- und Abbau sowie der Erhalt der ständigen Funktionstüchtigkeit der Anlagen einen erheblichen Aufwand für die Gesellschaft nach sich zieht. Die Akzeptanz einer Hochwasserschutzanlage in der Bauausführung als technisches Bauwerk innerhalb eines Stadtgebietes ist meist ebenfalls nicht besonders ausgeprägt und führt in der Praxis innerhalb eines Genehmigungsverfahrens zu teils erheblichen und langwierigen Erörterungen. Die Errichtung einer neuen Hochwasserschutzanlage zur Verhinderung des Ausbreitens von Hochwässern führt zwangsläufig zu Eingriffen in die Retentionsräume, welche durch Neuanlage mittels Deichrückverlegungen oder Abgrabungen zwar quantitativ ausgeglichen werden können, aber auf Grund der besonderen Stadtlage nicht am selben Ort des Eingriffes. Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass die Umsetzung von technischen Maßnahmen des Hochwasserschutzes in urbanen Siedlungsräumen ein ungleich höherer Aufwand an Kommunikation, Mediation und Überzeugung nach sich zieht als vergleichbare Maßnahmen in ländlich geprägten Räumen.

 

Frank Friedrich: Hochwasserschutz in urbanen Siedlungsräumen

Podium: Länderübergreifender Hochwasserschutz

Moderation: Winfried Borchert, Journalist

Podiumsgäste:
Anita Tack, Ministerin für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg a.D. (2009-2014)

Dr. Wolfgang Milch, Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt,
Leiter Abt.2

Winfried Lücking, BUND Bundesverband, Leiter Gewässerpolitik

Dr. Slavomir Vosika, Internationale Kommission zum Schutz der Elbe (IKSE), Leiter Sekretariat

Dr. Jörg Rechenberg, Umweltbundesamt, Wissenschaftlicher Direktor Fachgebiet II 2.1

Podiumsdiskussion

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