Publikation Kapitalismusanalyse - Gesellschaftliche Alternativen - Kirchentag/Reformation Kapitalismus als Religion

Dokumentation von Beiträgen des Seminars auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag 2013. Aktualisierte Ausgabe 2017.

Information

Reihe

RLS Papers

Autor*innen

Ulrich Duchrow, Franz Segbers, Franz Hinkelammert, Michael Brie,

Erschienen

Mai 2017

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Kapitalismus als Religion - eine Vorbemerkung

Beiträge von Ulrich Duchrow, Franz Hinkelammert, Franz Segbers und Michael Brie.

«..dass es so weiter geht, ist die Katastrophe», schreibt Walter Benjamin schon in den 1930er Jahren, damals angesichts der faschistischen Gefahr und des drohenden zweiten Weltkriegs. Er befragt den Absolutheitsanspruch des Kapitalismus, der sich alternativlos längst als Religion gebärdet - Kapitalismus als Religion. Aber gerade die Alternativlosigkeit wird immer wieder von Linken (Christen, Marxisten, Sozialisten) in Frage gestellt. So wird in der Theologie der Befreiung seit vierzig Jahren der Kapitalismus auch darauf hin befragt, ob er mit seinen vielfältigen Formen individueller und kollektiver «Bestrafung» (vom Mangel an Essen, Kleidung, Gesundheitsversorgung, Wasser, Bildung bis zum Mangel an Arbeit, sozialen und demokratischen Rechten, von Embargo bis zum Krieg) sich nicht längst als Religion gebärdet? Was bedeutet es heute konkret, wenn Kapitalismus zur Religion wird? Wo müssen Gesellschaftskritik und Kämpfe um gesellschaftliche Alternativen heute ansetzen?

Mit dieser eher ungewöhnlichen Frage: «Kapitalismus als Religion?» diskutierten die Autoren dieser Broschüre auf dem 34. Deutschen Evangelischen Kirchentag 2013 in Hamburg die gegenwärtige Vereinnahmung von Menschen wie auch der Religion zur Legitimierung des kapitalistischen Systems von dem Papst Franziskus heute unmissverständlich sagt: «Diese Wirtschaft tötet.»

Wie aber müssten gerade Linke, die durch Aufklärung und Emanzipation gewonnene Freiheit der Menschen gegen diesen «religiösen» Zugriff verteidigen? Ulrich Duchrow schrieb dazu vor zwei Jahren als Einstimmung in die nachfolgenden Texte: «Die Realkatastrophe, die wir heute im imperialen Kapitalismus erleben, produziert auch ihre Theologien, wie wir im Boom der Fundamentalismen erleben. Die Formulierung 'Theologische Alternativen zum globalen Kapitalismus' setzt voraus, dass es sich bei Kapitalismus auch um eine Religion und auch um Religionsproduktion handelt, und dass es dazu theologische Alternativen gibt. Da aber christlich-theologische Alternativen nach reformatorischem Verständnis biblisch begründet sein müssen, stellt sich die Frage, was denn die Bibel zu dem modernen Phänomen Kapitalismus zu sagen hätte. Sind das nicht vollständig verschiedene Epochen der Geschichte, die nichts miteinander zu tun haben?»

Wir halten die Fortsetzung der Diskussion auf diesem Kirchentag für wichtig, zumal der Papst Franziskus in seiner Rede vom 24. Oktober 2014 sagte: «Es gibt Wirtschaftssysteme, die um überleben zu können, Krieg führen müssen. Also produzieren und verkaufen sie Waffen. So werden die Bilanzen jener Wirtschaftssysteme saniert, die den Menschen zu Füßen des Götzen Geld opfern. Man denkt weder an die hungernden Kinder in den Flüchtlingslagern, noch an die Zwangsumsiedlungen, weder an die zerstörten Wohnungen, noch an die im Keim erstickten Menschenleben. Wie viel Leid! Wie viel Zerstörung! Wie viel Schmerz! Heute, liebe Brüder und Schwestern, steigt in allen Teilen der Erde, in allen Völkern, in jedem Herzen und in den sozialen Bewegungen der Schrei nach Frieden auf: Nie wieder Krieg!» (Übersetzung der Ansprache des Papstes von Norbert Arntz, ITP, Münster)

Ilsegret Fink und Cornelia Hildebrandt

 
Inhalt

  • Ulrich Duchrow: Theologische Alternativen zum globalen Kapitalismus
  • Franz Hinkelammert: Der Kapitalismus als Religion
  • Franz Segbers: Theologische Aufklärung über den Kapitalismus als Religion
    Ein kapitalistisches Glaubensbekenntnis
  • Michael Brie: Kapitalismus als Religion