von Erhard Crome (aktualisierte Fassung 9/03)
RLS-Standpunkte 2/2003
Imperiale Strukturen sind nichts Neues in der Geschichte. Ihre Errichtung wie ihr Zerfall kosten in der Regel große Opfer. Nun hat also der Krieg gegen den Irak stattgefunden.
Die Ziele waren weitreichend. Es ging nicht allein darum, das Regime von Saddam Hussein zu stürzen; der Sturz sollte entscheidend und sichtbar durch eine überwältigende militärische Macht erfolgen. Das zielte nicht nur darauf, den Irak zu regieren, sondern die Psychologie der islamischen Welt zu transformieren, indem die USA ihre überlegene Macht demonstrieren. Auch ging es nicht vordergründig um Öl, sondern um Geopolitik.
Der Irak liegt schließlich im Zentrum der Region zwischen dem Mittelmeer und dem Persischen Golf. Derzeit scheint der Irak allerdings unregierbarer als je zuvor. Die Desorganisation im Lande nimmt zu. Die Bereitschaft des US-Kongresses, eine größere Besatzungsmaschinerie zu finanzieren, rückt parallel dazu in die Ferne. Alle anderen Staaten der Region, darunter die Regimes von Saudi-Arabien und Iran, sollten ihre Interessen den USA unterordnen. Kombiniert mit der Verfügung über das Öl wollten die USA die Kontrolle über Europa und über die wachsenden Ökonomien Asiens, auch Chinas, Indiens, Japans und der sog. »Tigerstaaten« wieder vergrößern.
Doch die Welt verweigert sich einer neuen imperialen Kolonialisierung. Offenbar sind die Gegenkräfte stärker, als die Imperial-Politiker meinten. »Eine andere Welt ist möglich« – und Cancun gescheitert.
Berlin, im September 2003
Inhalt
Historische Dimensionen
Neuer Drang des Kapitals
Wieder Krieg Mittel der Politik
Imperialismustheoretisches
Perspektiven
Fazit