Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Genossinnen und Genossen, verehrte Anwesende,
ich bin fast sprachlos nach all den überaus freundlichen Worten, die Dagmar, Klaus, Walter, Roland, Hans, Petra und Joachim hier an meine Adresse gerichtet haben. Fast das ganze Leben rauscht da noch einmal an einem vorbei.
Beim Zuhören habe ich mir allerdings gedacht, ich müsste zwei/drei Schwestern haben, denn auf den Buckel einer Person allein geht das nicht, was da zusammengetragen wurde. Wenn wenigstens die Hälfte davon zutrifft, dann weiß ich sehr wohl, wer daran seinen Anteil hat.
Da sind meine Eltern, die mich immer ermutigt haben, meinen Weg zu gehen, dabei bodenständig zu bleiben, Realitätssinn zu bewahren und sich selber nicht übermäßig wichtig zu nehmen.
Da ist meine Familie, der ich im Laufe der Jahrzehnte gewiss manches zugemutet habe und die dennoch Verständnis für meine Arbeit aufbrachte. Und da ist besonders die selbstlose Unterstützung durch meinen Mann. Ohne ihn hätte ich manches überhaupt nicht bewältigt.
Ich hatte aber auch das Glück, auf den verschiedenen beruflichen Stationen mit Menschen zusammenarbeiten zu können, von denen ich mindestens so viel geistige Anregung und menschliche Zuwendung bekommen habe, wie ich sie meinerseits zu geben bemüht war. Das war besonders an der Hochschule für Ökonomie der Fall, im Internationalen Forschungsinstitut in Moskau, in der PDS-Bundestagsfraktion und während meines Intermezzos in der Modrow-Regierung. Zu diesem Abschnitt sage ich immer noch: Ich möchte ihn nicht missen, aber auch nicht wiederholen, weil es physisch und psychisch außerordentlich anspannt zu erleben, wie der frühere Bruder Sowjetunion zusehends seine Hand wegzieht von der DDR als seinem einstigen Faustpfand in der Systemauseinandersetzung, wie von der Westseite, besonders der Bundesrepublik, eine mit viel Geld gespeiste Einmischungskampagne läuft und die Erwartungshaltung der Bürgerinnen und Bürger an schnelle Veränderungen im Lande täglich wächst.
Seit 2002 bin ich ehrenamtlich an der Rosa-Luxemburg-Stiftung engagiert, versuche mich mit dem einzubringen, was ich kann und dabei das zu vermeiden, was Voltaire ironisch so ausdrückte: „Bei jeder Streitfrage gibt es zwei Standpunkte: Meinen und den falschen.“
Ich werte alles, was hier an meine Person gerichtet war, als Würdigung generell von Menschen meiner Generation, die dem Zeitgeist die Stirn bieten und sich dafür einsetzen, dass linkes Denken lebendig bleibt, auch wenn der Gegenwind hart ist.
Ich danke für die Aufmerksamkeit und komme nun zu meinem inhaltlichen Beitrag.
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