Die Debatte um die Digitalisierung der Arbeitswelt ist in den deutschsprachigen Feuilletons und Wirtschaftsredaktionen angekommen. In ihrem Zentrum stehen vor allem die Begriffe Industrie 4.0 und, daran anschließend, Arbeit 4.0.
Wie es scheint, darf der Begriff «Industrie 4.0» hierzulande in keiner Wortmeldung zum Thema fehlen, er schließt dabei an die in der Wirtschaftsgeschichte und Sozialwissenschaft verbreitete Unterscheidung zwischen erster, zweiter und dritter industrieller Revolution an: Die erste industrielle Revolution bezeichnet in dieser Periodisierung die Mechanisierung der Produktion durch Wasser- und Dampfkraft, gefolgt von der zweiten industriellen Revolution, die durch die Fließbandfertigung und den Einsatz elektrischer Energie gekennzeichnet ist, und der dritten industriellen Revolution, dem Einsatz der Mikroelektronik. Die vierte industrielle Revolution, als zeitgenössisches Glied dieser Kette, zeichnet sich durch eine weitere Automatisierung und zunehmende Computerisierung der Produktion aus, in deren Zentrum neue, miteinander vernetzte cyber-physische Systeme stehen. Der Begriff Industrie 4.0 ist jedoch alles andere als klar bestimmt, eine allgemein akzeptierte Definition existiert bislang nicht (BITKOM/Fraunhofer IAO 2014) und seine Verwendung scheint sich in erster Linie auf den deutschsprachigen Raum zu beschränken.
Die Entstehung des Terminus Industrie 4.0 lässt sich auf das Jahr 2011 datieren. Ausgehend von verschiedenen Gremien des Weltwirtschaftsforums durchdrang er die EU-Politik und die Politik der einzelnen Mitgliedsländer, etwa in Form der «Forschungsunion Wirtschaft – Wissenschaft», welche die Entwicklung der «Hightech-Strategie» der Bundesregierung begleitete. Öffentlich kommuniziert wurde der Begriff zuerst im Zuge der Hannover Messe im April 2011. Im vergangenen Jahr war Industrie 4.0 zudem das Topthema auf der Cebit. Der Begriff bezeichnet also nicht nur ein Marketinglabel, welches alles im Glanz des Zukünftigen erstrahlen lässt und in Gestalt des Versionsanzeigers «4.0» beständig neue Blüten treibt, sondern er ist eng verknüpft mit einem Zukunftsprojekt der Bundesregierung zur Erneuerung der deutschen Industrie und der Erschließung weiterer Wertschöpfungspotenziale.
Die gesamte Publikation im PDF.
Inhalt:
- Patrick Stary
Editorial - Tanja Carstensen
Social-Media-Plattformen in der unternehmensinternen Zusammenarbeit – Einübung einer neuen Arbeitsweise - Ingo Matuschek
Industrie 4.0, Arbeit 4.0 – Gesellschaft 4.0? - Adrian Mengay und Maike Pricelius
Digitalisierung der Arbeit, Industrie 4.0 und der schwierige Weg zu einer Mitbestimmung 4.0 - Sebastian Strube
«Unused value is wasted value» – Von der Sharing Economy zur Gig Economy - Trebor Scholz
Plattform-Kooperativismus – Wie wir uns die Sharing Economy zurückholen können