Mit einem Essay von Rainer Rilling zur US-amerikanischen Imperialitätsdiskussion
Texte 39 der Rosa-Luxemburg-Stiftung
207 Seiten, Broschur
ISBN 978-3-320-02116-0
Die moderne Zivilisation richtet Frühwarnsysteme gegen Tsunamis ein und bedürfte doch vor allem der Frühwarnsysteme gegen jene Barbarei, die immer wieder in ihr entsteht und sie zu überwältigen droht. Und während die Generationen jener, die die totalen Zusammenbrüche der westlichen Zivilisation in den dreißiger und vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts erfahren hatten, sich dessen zumindest in ihren besten Vertretern bewusst waren, nehmen die nachfolgenden Generationen diese Erfahrung keinesfalls selbstverständlich auf ihrer Reise durch die Geschichte mit. Dadurch können sie wie schon ihre Vorfahren dem schrecklichen Missverhältnis zwischen Ursachen und Wirkungen zum Opfer fallen.
Die Autoren analysieren Prozesse der Gegenwart, die Zivilisationsbrüche wie die von Auschwitz wieder möglich machen könnten, hervorwachsend aus dem Alltag neoliberalen Gesellschaftsumbaus, imperialer Politik und ihrer neuen Kriege, postmoderner Kulturpraxen, der neuen Angstpraxen eines Sozialstaats des »Forderns und Förderns«.
Diese »Verteidigung des Westens« und »Antwort auf die Herausforderung der Globalisierung« erzeugen Ungeheuer, die zu bändigen und zurückzudrängen eine der Hauptaufgaben der Menschheit im frühen 21. Jahrhundert sein dürfte. Dazu bedarf es eines geschärften Bewusstseins für die oftmals fast unsichtbare Grenzlinie in unseren Gesellschaften, die Zivilisation und Respekt für Menschenwürde und Demokratie von Entwürdigung und Barbarei trennt.
Inhalt
Vorwort
Christina Kaindl: Neoliberale Produktionsweise, Mobilisierung der Subjekte und das Erstarken des Rechtsextremismus
Morus Markard: »Wir alle« – Universalisierung von Verantwortung als kollektive Indienstnahme
Lutz Brangsch: Die neuen Angstregime
Katrin Reimer: Widerstandspotenziale gegen Autoritarmus/Rechtsextremismus in Staat und Zivilgesellschaft
Alex Demirovic: ... ist das noch demokratisch?
Dirk Jörke: »I prefer not to vote« – warum es für immer mehr Bürger gar nicht so dumm ist, nicht zur Wahl zu gehen
Volker Caysa: Das Versklavungstheorem und die Kritik der politischen Ökonomie der Körper
Werner Ruf: Barbarisierung der Anderen – Barbarisierung des Wir
Erhard Crome: Die Neuen Kriege
Michael Brie: Auswege aus selbstverschuldeter Barbarei
Rainer Rilling: Imperialität. US-amerikanische Diskurse seit 9/11