Pressebericht

Die Elbe - Lebensader und Naturgewalt

Pressebericht zur 2. RLS-Hochwasserkonferenz in Magdeburg

Hochwasserschutz über Landesgrenzen hinweg denken, planen, umzusetzen: Das hat Brandenburgs ehemalige Umweltministerin Anita Tack (DIE LINKE.) in der vergangenen Woche bei der zweiten Hochwasserkonferenz der Rosa-Luxemburg-Stiftung gefordert. Angesichts des verheerenden Hochwassers von Elbe und Mulde im vergangenen Jahr sei ein nachhaltiges Hochwasserkonzept notwendig, um künftige Katastrophen wie die Flut in Sachsen-Anhalt zu vermeiden. Eine große Rolle spielte bei den gegenwärtigen Planungen des Bundes der technische Hochwasserschutz. Man könne darüber hinaus aber auch den Flüssen mehr Raum geben.

Unter dem Titel „Die Elbe – Lebensader und Naturgewalt“ haben am 21. November 2014 die RLS Sachsen-Anhalt und Brandenburg gemeinsam mit der Fraktion DIE LINKE. im Landtag von Sachsen-Anhalt ins Forum Gestaltung Magdeburg eingeladen.

Zur Tagung konnten ca. 80 Interessenten begrüßt werden. Vertreter von Verbänden und Vereinen, aber auch betroffene Bürger, Lokalpolitiker und Mitarbeiter von Kreis- und Stadtverwaltungen informierten sich zum aktuellen Stand der Debatte, über technischen und ökologischen Hochwasserschutz. Am Vormittag widmeten sich 3 Fachvorträge den Themen Klimaschutz, Biberschutz und Hochwasserschutz im Siedlungsraum.

Der Klimaexperte Dr. Andreas Marx stellte fest, auch wenn Prognosen immer nur aus Wahrscheinlichkeiten entwickelt werden, dass zukünftig die bisher bereits feuchten Gebiete noch feuchter und trockene Gebiete noch trockener werden. Die Sommer werden bis zur Jahrhundertwende im Durchschnitt um einen Monat länger, während der Sommerniederschlag im Durchschnitt 20% abnehmen wird. Hitzewellen, Trockenheit und Waldbrand sowie Sommer- und Winterhochwasser werden daher zunehmen.
In Hinsicht auf den Hochwasserschutz, mahnte der Referent, dass es nicht allein nur um technischen Hochwasserschutz gehen darf. Es müssen auch die Auen genutzt werden und dringend ein Umdenken bezüglich der Flächenversiegelung erreicht werden.

Annett Schumacher aus der Referenzstelle Biberschutz des Biosphärenreservats Mittelelbe stufte in ihrem Vortrag, die Deichschäden, die durch Biber verursacht werden als zahlenmäßig gering ein. Jedoch wurden in Ausnahmefällen, so während des Hochwassers 2013 im Jerichower Land, auch Biber zum Abschuss freigegeben. Dennoch: Hochwasserschutz und Biberschutz sind vereinbar, denn es gibt gute Lösungsmöglichkeiten den Biber vom Deich fern zu halten, durch zum Beispiel einen entsprechenden Abstand der Deiche zum Ufer oder sogenannte Wildrettungshügel.
 
Mit der Verantwortung für viele Deichkilometer hat der dritte Referent Frank Friedrich vom Landeshochwasserbetrieb in Halle keine leichte Aufgabe.
Die unterschiedlichen Interessenlagen von Hochwasserschutz, Naturschutz und Anwohnen enthalten ein hohes Konfliktpotential, das es zu lösen gilt. Eine große Herausforderung, denn Lösungen müssen gefunden werden, demokratisch, aber auch rechtzeitig, vor dem nächsten Hochwasser.
Denn eines ist gewiss, das nächste Jahrhunderthochwasser lässt keine 100 Jahre auf sich warten.

Deichrückverlegung und Renaturierung von Flussauen – das könne eine leistungsfähige Ergänzung zu den überwiegend technischen Hochwasserschutzmaßnahmen sein, aber über Bundeslandgrenzen hinweg. Darin waren sich die Teilnehmer der anschließenden Podiumsdiskussion einig. Die ehemalige Brandenburgische Umweltministerin Anita Tack, Dr. Wolfgang Milch vom Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt, BUND-Gewässerexperte Winfried Lücking, Dr. Slavomír Vosika von der Internationalen Kommission zum Schutz der Elbe und Dr. Jörg Rechenberg vom Umweltbundesamt diskutierten Möglichkeiten und Fallstricke bei der Umsetzung von länderübergreifenden Hochwasserschutzmaßnahmen. Mit Grundstücksbesitzern und Landwirten muss eine breite Debatte um die Bereitstellung von zusätzlichen Überflutungsflächen in den Flussauen geführt werden. Auch länderübergreifende Konzepte für den Bau von Deichen oder Flutungsbecken wurden diskutiert. Hochwasserschutz sei aber schon wegen der langfristigen Planungen eine Aufgabe für Generationen.

Text: Tom Gräbe und Gabriele Henschke

Einladungsflyer

Das nächste Hochwasser kommt bestimmt…

In seiner Ausgabe 12/2014 berichtet Rolf-Dietmar Schmidt im Wirtschaftsmagazin "aspekt" über die 2. RLS-Hochwasserkonferenz: "Gerade mal eineinhalb Jahre her, ist das Jahrhunderthochwasser 2013 in Sachsen-Anhalt schon wieder fast vergessen. 7,46 Meter zeigte der Pegel damals in Magdeburg, und es fehlten nur wenige Zentimeter an der Katastrophe. Doch das nächste Hochwasser kommt bestimmt. Nur wann, das weiß keiner."

Zum PDF- Artikel mit freundlicher Genehmigung von aspekt-Magazin